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Interview mit Barf-beraterin Chantal Dossenbach vom Wau-Effekt Schaffhausen
Hat dir auf dem Hundeplatz jemand beim Thema Hundefütterung erzählt, dass er seinen Hund barft? Oder bist du im Internet über den Begriff BARF gestossen? Hast du dich gefragt, was er genau bedeutet und was diese Hundeplatz Bekanntschaft seinem Hund genau füttert?
Oder probierst du gerade alle Futtersorten und Fütterungsarten durch, weil dein Hund mäkelig oder sensibel ist, und bist dabei über BARF gestolpert?
Dann bist du hier genau richtig!
Ich habe mich nämlich mit Chantal von der Hundeboutique Wau-Effekt in Schaffhausen getroffen, um sie zum Thema BARF ein wenig auszufragen. Denn Chantal ist zertifizierte BARF-Beraterin und hilft ihren Kund:innen, individuelle Futterpläne für deren Hundekinder zusammenzustellen.
Liebe Chantal, kannst du mir zuallererst erklären, was man genau unter BARF versteht?
BARF ist Rohfütterung. Und dieses Futter baut man so zusammen, dass sie abbildet, was der Wolf frisst, wenn er Beute reisst. Das heisst, in den Napf kommen Fleisch, Innereien, Knochen und Gemüse, was dem Mageninhalt des Beutetiers entspricht.
Das Akronym BARF bedeutet einfach Biologisch Artgerechte RohFütterung. (ursprünglich englisch „Bones And Raw Foods“ wurde dann zu „Biologically appropriate raw food“)
Und das ist alles roh?
Ja. Man kann es roh oder gekocht füttern, aber das eigentliche Barf ist roh.
Und wie bist du zur Rohfütterung also zum BARF gekommen?
Das war damals in meinem alten Geschäft. Dort sind meine Arbeitskollegin und ich total jungfräulich zum Barf gekommen. Wir haben per Zufall davon gehört und ich war von dieser Idee gleich fasziniert. Denn man kann selber bestimmen, was im Napf seines Hundes landet. Das ist jetzt 13 1/2 Jahre her.
Es war also kein Schmerzpunkt, kein Problem bei deinem Hund vorhanden, für das du eine Lösung gesucht hast? Ihr habt einfach diese Art der Fütterung für euch entdeckt?
Ja genau. Es ist zwar oft so, dass Krankheiten oder Allergien der Auslöser für eine Umstellung auf BARF sind. Wir sind allerdings per Zufall darüber gestolpert.
Du bist jetzt seit einem Jahr BARF-Beraterin. Wo hast du deine Ausbildung gemacht und wie lange hat sie gedauert?
Ich habe meine Ausbildung auf der Grundlage von Swanie Simon gemacht und sie hat ein Jahr gedauert. Die Ausbildung war in zwei Blöcke à 6 Monate aufgeteilt. Danach musste ich eine Abschlussprüfung ablegen sowie eine Abschlussarbeit machen.
(Wie umfangreich die Inhalte dieser Ausbildung sind, kannst du hier nachlesen)
Neben der Erziehung des Hundes ist die Fütterung ja eins der am kontroversesten diskutierte Thema. Und es schwirren viele Vorurteile über BARF herum wie, es wecke den Jagdtrieb oder mache aggressiv. Mit welchen Vorurteilen wirst du konfrontiert?
Man hört definitiv viel, das stimmt. Aber von wegen Jagdverhalten, woher soll der Hund wissen, dass das, was gerade im Napf liegt, mal davon gerannt ist?
Dass ein Hund, der Wild zu fressen bekommt, scharf auf Wild wird oder einer, der Fisch frisst, nach Fisch stinkt. Das ist doch Quatsch!
Man hört leider auch viel von Tierärzten, dass man den Hund umbringt, wenn man ihn barft. Das hat sicher damit zu tun, dass sich Tierärzte in der Ausbildung nicht gross mit der Ernährung auseinandersetzen. Was auch klar ist, denn sie haben genug, was sie lernen müssen.
Es gibt anscheinend Studien, die aufzeigen, dass sich die Art des Futters auf das Verhalten auswirken kann. Getreide soll z.B. bei einigen Hunden stressauslösend sein. Wie siehst du das?
Wenn der Hund sehr sensibel ist, kann das möglich sein. Aber ich tendiere eher dazu, dass in solchen Fällen eher eine allfällige Allergie oder Unverträglichkeit vorhanden ist, die den Stress auslöst. Man muss also spezifisch auf ein solches Verhalten schauen, um die Ursache herauszufinden.
Einfach zu sagen, dass Getreide oder sonst ein Futterbestandteil das Verhalten beeinflusst, finde ich schwierig.
Zu den Motiven für eine Futterumstellung gibt es eine Umfrage unter Hundebesitzern aus Deutschland und Österreich. Die Hauptgründe sind: der Wunsch nach gesünderer Ernährung seines Hundes, gesundheitliche Probleme wie Futterunverträglichkeiten und Verhaltensauffälligkeiten in den Griff zu bekommen und zu wissen, was man seinem Hund in den Napf gibt.
Spiegelt das in etwa auch die Beweggründe deiner Kund:innen?
In meinen Beratungen ist es meistens, dass die Leute wissen wollen, was im Napf ist, oder dass sich bei den Hunden Unverträglichkeiten zeigen. Gerade in der letzten Zeit sind die Klienten vor allem wegen Unverträglichkeiten zu mir gekommen.
Und es ist manchmal wirklich erstaunlich, wie schnell eine Futterumstellung etwas bewirken kann. Ich hatte zum Beispiel einen Klienten, dessen Hund ihn permanent ins Koma gefurzt hat. Drei Tage nach der Umstellung war Ruhe, weil die Blähungen des Hundes weg waren. Oder eine Katze mit ständigem Durchfall, die nach kurzer Zeit einfach keine Probleme mehr hatte.
Bei Verhaltensauffälligkeiten bin ich wie gesagt sehr, sehr skeptisch. Ich glaube nicht, dass ein Hund, den du umstellst, egal ob auf Trockenfutter oder Barf, auf einmal – jetzt als Beispiel – nicht mehr an der Leine zieht.
Wie läuft eine BARF-Beratung bei dir ab? Komme ich zu dir und sage, dass ich meinen Hund umstellen will? Und was musst du von mir wissen?
Du kannst die BARF-Beratung entweder bei mir vor Ort oder auch online machen. In beiden Fällen bekommst du von mir einen Fragebogen mit weitreichenden Fragen. Diese passe ich je nach Ausgangslage wie vorhandene Krankheiten oder Welpe etc. individuell an.
Wenn du nicht vorbeikommst, möchte ich ein Foto deines Hundes haben und zwar eins von oben auf den stehenden Hund fotografiert, so dass ich auf seine Taille schauen kann. Ein herziges Foto, wo er eingerollt im Körbchen liegt, bringt nichts.
Wichtig bei meinen Fragen ist zum Beispiel, was dein Hund jetzt zu fressen bekommt und wieviel davon. Denn anhand dieses Futters und der Menge berechne ich seinen Bedarf und stelle mit diesen Informationen einen Fütterungsplan zusammen. Im Plan berücksichtige ich allfällige Allergien, Unverträglichkeiten und Gewichtsprobleme.
Ebenfalls will ich Dinge wissen wie, will der Besitzer Pansen füttern oder nicht, will er Milchprodukte in seinen Futterplan einbeziehen oder nicht.
Wie sieht der Output des Hundes aus? Hat er oft weichen Kot oder sogar Durchfall, wie oft setzt er Kot ab? All das verrät mir auch viel über den Hund.
Und wie sieht dieser Futterplan aus? Läuft der über einen Monat, ist das ein Grundplan oder schreibst du dort ganz genau hin, was er an welchem Tag bekommt?
In der Regel stelle ich die Tagesration zusammen und schreibe dann auch dazu, welche Optionen du dafür hast, also was man geben kann.
Bei kleinen Hunden ist das mit der Tagesration aufgrund der Menge so eine Sache. Da stelle ich zwar auch einen Tagesplan zusammen, sage aber immer, dass du am besten eine Wochenration zusammenstellen sollst, damit alle benötigten Nährstoffe abgedeckt sind.
Du gibst ihnen also die grundlegende Aufteilung der Tagesration und der Menge in Fleisch, Knochen, Innereien, Gemüse und so weiter und zeigst ihnen dann, was genau diese einzelnen Bestandteile sein können?
Ja, genau. Für die Knochen steht dann zum Beispiel Kalbsbrustbein, Rindsbrustbein, Hühnerhälse oder ähnliches auf der Liste.
Was empfiehlst du jemandem, der mit BARF anfangen will? Gibt es eine Faustregel, wie er füttern kann, wenn er jetzt keine Beratung machen möchte? Oder empfiehlst du ihm, er soll erstmal fertig zusammengestellte BARF Menüs füttern und sich währenddessen ins Thema einlesen?
Wenn man anfangen will zu barfen, dann reicht es definitiv nicht, dem Hund einfach ein Pfund Hackfleisch in den Napf zu werfen. Es steht mehr dahinter.
Was man machen kann, um zu schauen, ob der Hund BARF überhaupt fressen will, ist solche fertigen Menüs mal über eine Woche zu füttern. Aber längerfristig sind solche Menüs nicht ausgewogen genug. Da fehlen die Seealgen, um den Jodbedarf des Hundes zu decken, und es fehlt auch das richtige Öl.
Wenn man längerfristig barfen will, macht es Sinn, sich einen richtigen Plan zu erstellen.
Gibt es Bücher, die du empfehlen kannst, wenn sich jemand ins Thema einlesen will?
Bücher, die ich sehr empfehlen kann, sind zum einen das Natural Dog Food von Susanne Reinerth. Darin ist alles sehr gut beschrieben und es gibt sogar einen Abschnitt über Kräuter und welche Wirkung sie haben.
Zum anderen empfehle ich Das Barf Buch von Nadine Wolff. Nadine Wolff ist sozusagen das Ziehkind von Swanie Simon, hat bei ihr die Ausbildung gemacht und arbeitet nun mit ihr zusammen.
Gibt es absolute No-Go’s beim BARF, wenn du umstellen willst?
Ja, umstellen ohne Plan. Wenn man eben in die Migros geht, Hackfleisch kauft und denkt, das ist jetzt BARF. Denn BARF besteht definitiv nicht nur aus Fleisch.
Ein weiteres No-Go ist, Trockenfutter mit Fleisch zu mischen.
Wieso soll man das nicht mischen?
Weil es unterschiedlich verdaut wird. Der Magen braucht viel länger, um Trockenfutter zu verdauen als Barf. Dafür braucht es unterschiedliche Enzyme und das kann dann zu Verdauungsproblemen führen.
Ist Barf für jeden Hund geeignet?
Ja, man kann Welpen, Erwachsene, Senioren und auch kranke Hunde umstellen. Bei einem kranken Hund muss man natürlich darauf Rücksicht nehmen, was für eine Behandlung er durchmacht und welche Medikamente er bekommt.
Kann man einen Hund auch rein vegetarisch ernähren? Das ist ja gerade ziemlich im Trend.
Kurze Antwort: Nein.
Die vegetarische Ernährung kommt nur dann in Frage, wenn der Hund sehr viele Allergien hat und er kein tierisches Protein mehr verträgt.
Aber die Verdauung des Hundes ist nicht darauf ausgelegt. Sie ist für fleischbasierte Ernährung gemacht, die ganzen Verdauungssäfte und Enzyme sind darauf ausgelegt, fleischbasiertes Futter zu verwerten.
Nehmen wir an, ich habe einen Welpen und bin BARF Anfänger. Würdest du mir empfehlen, meinen Welpen zu barfen?
Welpenbarf würde ich nur betreut empfehlen. Beim Welpen ändert sich die Fütterung mit dem Wachstum. Man muss immer wieder auf den Plan schauen und ihn anpassen. Bei einem Welpen betreue ich als Barfberaterin auch viel engmaschiger als bei einem erwachsenen Hund.
Ist der Hund erwachsen, ändert sich beim Fütterungsplan im Grunde nicht mehr viel. Da macht man einmal einen Plan und hält sich daran.
Apropos, wie ist das in deiner Beratung? Hältst du nach einer gewissen Zeit nochmal Rücksprache mit deinem Klienten?
Ja. Bei einem erwachsenen Hund macht ein Feedback nach etwa einem Monat Sinn. Dann wird geschaut, wie er figurtechnisch aussieht, ob er ab- oder zunimmt, wenn das ein Problem war. Man bespricht, wie es läuft und welchen Eindruck der Hund allgemein macht.
Beim Welpen ist man so alle zwei bis vier Wochen in Kontakt. Und der Kontakt erstreckt sich bei kleinen Hunden bis sie etwa 8 Monate alt sind, bei grossen Hunden kann das sogar bis anderthalb Jahre sein. Zu dem Zeitpunkt werden die Hunde dann auf einen Erwachsenen Plan umgestellt und der wird nur angepasst, wenn irgendein besonderer Fall eintritt.
Was ich oft höre ist, dass die Hunde nach der Umstellung auf BARF abnehmen. Dann erhöhen die Leute die Menge und schwupps, ist der Hund zu dick. Kennst du dieses Phänomen?
In der Regel nimmt der Hund nach der Umstellung auf BARF etwas ab, was in den meisten Fällen auch nicht schlimm ist. Man sollte es einfach beobachten. Und wenn der Hund zu viel abnimmt, kann man das einfach anpassen, indem man die Menge etwas erhöht oder Fett dazu gibt. Das ist dann eben die Feinjustierung.
Viele verunsichert es auch, wenn der Output sich ständig verändert, wenn man barft.
Je nachdem, welches Gemüse du zum Fleisch gibst, ist der Kot natürlich anders verfärbt. Wenn du Innereien gibst, kann er weicher werden. Weil du beim BARF nicht ständig dieselbe Zusammensetzung mit derselben Konsistenz fütterst, variiert auch der Output des Hundes. Das ist normal. Und ist es nicht bei uns Menschen auch so?
Wieviele Portionen sollte man einem gebarften Hund pro Tag geben? Was empfiehlst du?
Einen gesunden Hund kann an theoretisch einmal pro Tag füttern. Die Verdauung ist grundsätzlich darauf ausgelegt.
Ich persönlich füttere meinen Hund zweimal am Tag. Da ist sicher menschliches Denken der Grund, denn man kann ihm ja nicht nur einmal am Tag etwas geben.
Bei bestimmten Krankheiten ist es ratsamer, mehrmals am Tag kleinere Portionen zu füttern. Welpen bekommen auch mehrere Portionen pro Tag.
Was hältst du von Fastentagen? Oder von der Variante, an einem Tag pro Woche fleischlos zu füttern und dafür z.B. Hüttenkäse oder Quark zum Gemüse/Obst zu geben?
Hmm, meiner musste das noch nie machen. Kann man, ein Fastentag ist aber kein Muss. Und ja, anstelle des Fastentages kann man auch Milchprodukte mit Früchten und etwas Honig füttern.
Die Idee hinter dem Fastentag ist halt, dass der Wolf nicht unbedingt jeden Tag zu fressen bekommt. Klar, das ist so. Aber wenn man es ganz genau nimmt, dürften wir unsere Hunde dann auch nur einmal pro Woche füttern.
Beim Fastentag kann es dir auch passieren, dass der Magen deines Hundes übersäuert und er Probleme mit der Fasterei hat.
Mein Fazit: Kann, muss nicht.
Gemüse haben wir jetzt schon mehrfach angesprochen. Wie sieht das aus? Kann ich meinem Hund einfach eine Karotte geben?
Klar kannst du. Er wird nur nicht viel damit anfangen können.
Wenn du einen übergewichtigen Hund hast, der Karotten liebt, dann kannst du Scheibchen machen und diese als Belohnungs- oder Trainingsleckerlie benutzen. Dann schlagen sie nicht auf die Taille, sondern kommen mehr oder weniger wieder so raus, wie sie reingekommen sind.
Aber sonst sollte man Gemüse pürrieren oder zumindest fein reiben, damit der Hund die Nährstoffe und Faserstoffe, die er für seine Verdauung braucht, besser aufnehmen kann. Denn wenn wir uns nochmal das Beutetier des Wolfes anschauen, dann entspricht das Gemüse dem Mageninhalt, und der ist ja schon vorverdaut.
Es gibt Gemüsesorten, die du sogar besser ein wenig kochst oder dämpfst, wie zum Beispiel Kohlarten. Und es gibt Gemüse, das du nicht füttern solltest.
Dazu gehören Nachtschattengewächse, Avocados und Trauben.
Der Knoblauch hingegen, der so verteufelt wird, ist gar nicht so schlecht. Wie bei Vielem macht nämlich die Menge das Gift. Wenn du das Gemüse deines sagen wir 30kg Hundes für zwei Wochen vorbereitest und ein bis zwei Zehen Knoblauch mit reinpackst und alles pürrierst, dann wirkt das blutreinigend und ist auch ein wenig Zeckenprophylaxe.
Was sagst du zu Knochen? Davor, Knochen zu füttern, haben viele Hundebesitzer auch ein wenig Angst.
Knochen braucht der Hund. Ein gesunder Hund kann Knochen problemlos fressen. Und sie sind auch gut für die Zähne und die Kiefermuskulatur.
Es macht aber Sinn, unterschiedliche Knochen zu geben. Man sollte nicht immer nur Rindsbrustbein verfüttern, genauso wenig sollte man nur Poulethälse geben.
Wenn man keine Knochen geben kann oder will, ist die beste Alternative Knochenmehl und nicht unbedingt Eierschalenpulver, was häufig empfohlen wird.
Wichtig bei Knochen ist, sie immer roh zu geben, niemals gekocht oder gewürzt.
Warum darf man keine gekochten Knochen verfüttern?
Wenn du sie kochst, werden Knochen splitterig. Du entziehst ihnen damit die Feuchtigkeit und dann werden Knochen extrem gefährlich.
Wenn du sie roh gibst, ist auch ein harter Knochen aufgrund der Feuchtigkeit darin eher gummiartig.
Und trotzdem git es manchmal Knochenkot. Nicht tragisch, oder?
Wenn es nicht jedes Mal nach der Knochenfütterung vorkommt, ist das nicht schlimm. Natürlich solltest du einem Chihuahua nicht viermal die Woche ein Rindsbrustbein geben. Aber wenn der Kot einmal etwas fester ist, dann ist das nicht tragisch. Damit wird gleich auch noch die Analdrüse geleert. Der Hund sollte trotzdem nicht ständig Knochenkot bekommen, denn dann muss er stark pressen und das tut weh. Das kann dann auch kleine Blutgefässe zum Platzen bringen.
Du hast ja schon erwähnt, dass Hunde empfindlich auf die Kombination von Trockenfutter und Frischfutter reagieren. Wenn ich jetzt einen jungen Hund habe, mit dem ich viel üben und trainieren muss, was kann ich dann als Leckerlie nehmen? Rohes Fleisch in der Jackentasche ist jetzt nicht so mein Fall.
Da würde ich auf getrocknete Kekse, wie zum Beispiel Trockenfleisch, gehen. Du kannst auch eine Tube mit Leberpaste verwenden.
Wenn man jetzt BARF mit Trockenfutter kombinieren will, kann man das schon machen. Einfach bitte nicht im selben Napf. Dann gibt man das Eine am Morgen und das Andere am Abend, so dass die Mahlzeiten wenigstens ein paar Stunden Abstand zueinander haben.
Und wenn ich jetzt Trockenfutter und BARF kombiniere, muss ich dann bei der BARF Portion wirklich noch so genau darauf achten, dass die Zusammensetzung stimmt?
Ja, ich würde trotzdem einen Plan machen lassen. Auch in diesem Fall kann ich nicht einfach sagen, hier 500g Hackfleisch, denn du bekommst ja noch Trockenfutter.
Auch so könnte der Hund in einen Mangel rutschen, weil er durch die Trockenration nicht alle anderen Nährstoffe gedeckt bekommt.
Es ist also nicht so, dass du mir sagst, füttere keine Innereien mehr, weil das Vitamin A im Trockenfutter sowieso überdosiert ist?
Nein, ich würde dennoch Innereien geben, einfach von der Menge her angepasst. Natürlich hast du Dinge, die im Trockenfutter überdosiert sind. Gerade Jod ist oft etwas höher dosiert. Man muss trotzdem genau schauen, was das jeweilige Trockenfutter mitbringt.
Kommen wir zur Kritik an der Rohfütterung. Dr. Jürgen Zentek leitet das Institut für Tierernährung in Berlin und ist Mitautor des veterinärmedizinischen Lehrmittels Ernährung des Hundes. Laut ihm ist es zwar möglich, Hunde mit selbsthergestellten Rationen ausgewogen zu füttern. Allerdings hätten die meisten Tierhalter die Kenntnis nicht, ihre Rationen richtig zusammenzustellen und sollten sie deshalb von einem Tierarzt kontrollieren lassen.
Meine Erfahrung ist, dass die Tierärzte zum Grossteil gegen BARF sind. Sie setzten sich damit auch nicht auseinander und haben natürlich ihre Futtermittel Lieferanten, mit denen sie zusammenarbeiten.
Es gibt schon Tierärzte, die sich weiterbilden. Doch im Studium befassen sie sich mit dem Thema Ernährung nur am Rande und das dann meist auch noch von Royal oder Hill’s finanziert. Ein „normaler“ Tierarzt hat also auch nicht das Rüstzeug, um dir zu sagen, ob die Rationen passen oder nicht.
Was aber noch ein Thema in der Tierarztpraxis ist, ist das BARF Profil, das man übers Blut von seinem Hund erstellen lassen kann. Das sagt nichts aus, kostet aber viel.
Genauso wie es Bluttests für allfällige Allergien gibt, die ebenfalls nicht aussagekräftig sind.
Was ist denn ein BARF Profil?
Beim BARF Profil wird dem nüchternen Hund Blut genommen, um damit ein Blutbild, das speziell auf gebarfte Hunde zugeschnitten ist, zu machen. Dann bekommt man die individuellen Werte zum Eisen, Kupfer, Zink etc. und kann schauen, ob ein Mangel besteht.
Aber dieses Blutbild ist nicht wirklich aussagekräftig. Du kannst zwei Tage später nochmal eins machen, das dann komplett andere Werte aufzeigt.
Im Grunde kannst du nur über genaues Beobachten feststellen, ob dein Hund einen Magel hat oder nicht.
Es gibt in der Kritikecke noch spannende genetische Studien Stand 2017
Sie besagen im Grunde, dass die Hunde sich an viel Getreide angepasst haben und BARF ist keine Option, weil der Wolf im Vergleich zum Haushund früh stirbt, also kein relevanter Vergleich für die richtige Art der Ernährung ist. (Wer sich die beiden Studien (1, 23) genauer anschauen will, findet auf Wikipedia die Quellen)
Die Hunde haben sich sicher ein Stück weit angepasst, denn der Grossteil wird ja mit Trockenfutter gefüttert, da ist eine Anpassung zwangsläufig der Fall. Aber grundsätzlich ist die Verdauung des Hundes diejenige eines Fleischfressers. Seine Magensäfte und Enzyme sind auf Fleisch ausgelegt, nicht auf Getreide. Und nur schon das Gebiss ist das eines Carnivoren.
Und ja, der Hund kann – im Gegensatz zur Katze – Getreide verdauen, aber sicher nicht in grossen Mengen. Und er kann auch sehr gut ohne Getreide leben.
Ich glaube, wir sind heute beim Trockenfutter zum Glück auch ein Stück weiter. Es besteht nicht mehr hauptsächlich aus Getreide.
Der nächste Kritikpunkt, für den mich eine Tierärztin tatsächlich schon aufs schärfste angeklagt hat, ist die Gefahr für den Menschen.
Es heisst, gebarfte Hunde können krankheitsauslösende Viren, Bakterien oder Parasiten verbreiten. Der Hund bekommt also rohes Geflügel, macht dann draussen seinen Haufen und der Mensch steckt sich deswegen mit Salmonellen an.
Es geht also oben ein rohes Poulet rein und hinten kommt das rohe Poulet wieder raus?
Ok, gehen wir mal chronologisch vor. Das Poulet kommt ins Maul. Dort haben wir bereits die ersten Verdauungssäfte, die es zersetzen. Danach wandert es in den Magen. Spätestens dort überlebt nichts mehr. Die Magensäfte töten alles ab, da können hinten gar keine Salmonellen mehr rauskommen.
Gebarfte Hunde sind sogar stabiler gegenüber solchen Parasiten, weil die Magensäfte eben genau darauf ausgelegt sind. Und durch diese Art der Fütterung werden sie gestärkt und können ihren Job auch richtig machen.
Spannend, diese Kritik habe ich echt noch nie gehört.
Aber wie merke ich denn, dass ich beim Barfen etwas falsch mache, ob ich den Hund einseitig ernähre? Habe ich überhaupt eine Chance, sowas zu merken und wenn ja, wie? Wir haben ja schon darüber gesprochen, dass man über Blutwerte eher schwierig Rückschlüsse ziehen kann.
Du musst dein Tier halt wirklich beobachten. Wie sieht sein Fell aus, wirkt es stumpf, ist es fettig oder glänzt es? Schau in seine Augen. Wirken sie ausdruckslos, leer oder sprühen sie vor Leben? Wie verhält er sich? Schlurft er beim Spaziergang hinter dir her, wirkt er apathisch, verändert sich sein Zahnfleisch?
Aus diesen Beobachtungen kannst du Rückschlüsse ziehen, ob es deinem Hund gut geht und er alles bekommt, was er übers Futter aufnehmen sollte.
Ich möchte mich bei Chantal Dossenbach ganz herzlich bedanken, dass sie mir so viel Zeit für dieses spannende Interview geschenkt hat. Und ich glaube, wir sind auf viele Fragen eingegangen, die auftauchen, wenn man anfängt, sich mit dem Thema Barf auseinanderzusetzen.
Wenn du weitere Fragen hast, kannst du sie gerne als Kommentar hier lassen.
Denn gerade am Anfang, wenn du noch nicht so viel über das Barfen weisst, kann die Futterumstellung und das Zusammenstellen der Rationen sehr herausfordernd sein.
Ich musste damals, als ich meinen ersten Hund auf BARF umgestellt hatte, intensiv im Internet recherchieren und mir in den wenigen Büchern, die es zu dieser Zeit auf Deutsch gab, das Wissen aneignen.
Weil ich ein kleiner Zahlen Nerd bin und auch immer gerne wissenschaftlich an die Dinge rangehe (vor allem, wenn aus dieser Ecke viel Kritik kommt), habe ich mir dann eine Exceltabelle gebastelt. Darin konnte ich die jeweiligen Futterbestandteile eintragen und ausrechnen, ob der Bedarf meines Hundes damit auch in allen Bereichen gedeckt wird.
Zum Glück gibt es heute die Möglichkeit, sich Hilfe zu holen. Das gibt von Anfang an viel mehr Sicherheit.
Wenn du schon also länger überlegst, deinen Hund auf BARF umzustellen, dich aber alleine nicht traust, dann kann ich dir eine BARF-Beratung bei Chantal wärmstens empfehlen. Bei ihr bist du in den richtigen Händen!
Vor einiger Zeit habe ich auch eine Tierphysiotherapeutin interviewt und nach Tipps gefragt, wie ich meinen Hund fit und beweglich halten kann.
Dieses spannende Interview findest du HIER.